5.1: Bedürfnisse

Reiter

Sie haben mit Herrn Petrow über seinen Befund gesprochen, wobei ein Brustfellkarzinom nicht ausgeschlossen sei. Herr Petrow sagt deutlich, dass er nichts von den Ärzten hören möchte. Eine kurative Behandlung ist, sofern er sich nicht um entscheidet, ausgeschlossen. Es ergibt sich eine palliative Situation, eine nicht-Heilbarkeit der Erkrankung, die neben dem Ausmaß und der Wahrscheinlichkeit der Beeinflussbarkeit des Krankheitsverlaufs durch die Erkrankung auch die individuelle Bereitschaft des Betroffenen entsprechende Behandlungsangebote anzunehmen umfasst (Leitlinienprogramm Onkologie, S3-Leitlinie Palliativmedizin, 2020, 37).

Wichtig als Pflegefachkraft ist es, die Bedürfnisse von Herrn Petrow einzuschätzen. Palliativmedizin betrachtet sich als ganzheitlichen Ansatz, wobei der zu pflegende Mensch oder in Ihrem Fall der konkrete Bewohner in seinen vier Dimensionen Beachtung findet, welche in der S3-Leitlinie Palliativmedizin (2020) an den Gesundheitsdefinitionen der Ottawa Charta und der Definition von Palliativmedizin der WHO anknüpft. Hiermit wird eine Antwort auf den von Cicely Saunders geprägten Begriff „total pain“ gegeben.

Die Dimensionen sind

  • die physische Dimension, welche die somatische Komponente des Menschen umfasst
  • die psychische Dimension, welche die kognitive und emotionale Dimension des Menschen umfasst
  • die soziale Dimension, welche die zwischenmenschliche Beziehung des Menschen miteinschließt. Hierbei hat das Einbeziehen der Angehörigen in der Palliativversorgung eine besondere Bedeutung.
  • die spirituelle Dimension, welche die dynamische Dimension menschlichen Lebens ist, „wie Personen (individuell und in Gemeinschaft) Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken und/oder suchen, und wie sie in Verbindung stehen mit dem Moment, dem eigenen Selbst, mit Anderen/m, mit der Natur, mit dem Signifikanten und/oder dem Heiligen“ (Leitlinienprogramm, S3-Leitlinie Palliativmedizin, 2020, 35).